Liebe Freunde, Wohnmobilisten und Radsportbegeisterte,
der Mont Ventoux ist Kult. Zumindest für alle Radfahrer und die, die sich das Spektakel der Tour de France einmal jährlich im Fernsehen ansehen - so wie wir..... Alle anderen, die noch nie etwas vom Mont Ventoux gehört haben, werden ebenso begeistert sein wie wir, wenn sie diesen Artikel gelesen und die Bilder dazu gesehen haben.
Aber mal von Anfang an: als wir zunächst vor einigen Wochen beschlossen haben, unseren diesjährigen Herbsturlaub in der Provence zu verbringen, haben wir die vielfältige Welt des Internets nach Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten in der Region befragt. Und ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich gesehen habe, daß dieser kultige Radfahrberg nur gute 50 km von Avignon entfernt mitten in der Provence liegt - also keine Frage für uns, mal einen Abstecher auf den Gipfel zu machen.
Bei unseren Recherchen haben wir sogar Berichte über einen Wohnmobilstellplatz gefunden, der sich auf dem Gipfel des Mont Ventoux befinden soll und der ab Oktober kostenfrei zum Übernachten für Wohnmobilisten zur Verfügung steht. Das war die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht war, dass die Strecke für Fahrzeuge ab 3,5 t nicht zugelassen sein soll. Soweit, so schlecht.
Da wir aber selten glauben, was wir nicht selber mit eigenen Augen gesehen oder ausprobiert haben, haben wir also beschlossen, einfach mal hinzufahren und dann zu sehen, was uns erwartet. Wenn die Straße für unsere Greta nicht erlaubt ist, dann haben wir eben Pech gehabt - aber wir haben es immerhin versucht.
Nachdem uns nun Toni's Wetterapp bestes Wetter mit strahlendem Sonnenschein vorhergesagt hat, haben wir uns also von unserem Stellplatz in Chusclan aus auf den Weg gemacht. Wir sind über Orange und Carpentras gefahren und ab dort ist der Mont Ventoux gut ausgeschildert. Da wir wussten, dass es mehrere Auffahrten gibt und die Radfahrer der Tour de France die Strecke über Bédoin nehmen, haben wir uns auch für diese Auffahrt entschieden.
Es handelt sich um den schwersten Anstieg mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,6 % auf guten 21 km.
Zunächst haben wir das kleine Örtchen Bédoin erreicht und als wir Richtung Marktplatz abgebogen sind, war die Straße komplett gesperrt. Natürlich - denn es war Markttag. Sollte es Euch ebenso ergehen - Montags ist immer Markt in Bédoin - lasst Euch nicht abhalten. Eine Umleitung (Deviation) ist gut ausgeschildert - Ihr müsst zurück zum Ortseingang fahren und am Kreisel die letztmögliche Ausfahrt nehmen - dann gelangt Ihr automatisch wieder auf die richtige Strecke.
Die Straße windet sich zunächst lange durch den Wald bis alle Bäume verschwunden sind und einen traumhaften Blick ins Tal freigeben. Es ist einfach atemberaubend.
Apropos: die Straße ist keinesfalls für Fahrzeuge ab 3,5 t gesperrt - zumindest nicht, als wir jetzt im Oktober dort gewesen sind. Vielleicht ist es im Sommer - wenn viele Fahrzeuge und Radfahrer Richtung Gipfel und wieder zurück unterwegs sind - anders.
Ihr fahrt also einfach immer weiter schön bergauf und werdet Euch nicht entscheiden können, ob Ihr lieber auf den Gipfel schaut oder den Blick ins Tal richtet, weil es einfach alles so beeindruckend ist. Bitte passt aber auf die Radfahrer auf, die sich den ganzen Berg hochquälen. Ich hätte ja gerne den ein oder anderen eingeladen, zu uns ins Wohnmobil zu steigen, um mit nach oben zu kommen - aber sie wollen es ja nicht anders.....
Wenn Ihr Fan der Tour de France seid, werden Euch übrigens auch die ganzen Namen beeindrucken, die Ihr teilweise noch auf der Strecke erkennen könnt. Wenn man weiß, was hier los ist, wenn der ganze Trupp der Tour ankommt, dann bekommt man schon Gänsehaut.
Und nach der allerletzen scharfen Kurve seid Ihr oben. Es ist verkehrstechnisch etwas verwirrend. Wenn Ihr aus unserer Richtung - also von Bedoin - kommt, teilt sich die Straße sehr plötzlich. Ihr haltet Euch einfach rechts und fahrt an den Parkbuchten vorbei und versucht hier einen Parkplatz zu bekommen. Im Sommer könnte es mit diesen Parkbuchten etwas knapp sein - wir haben allerdings unterhalb des Gipfels ein Plateau gesehen und vermuten, dass es sich um einen Parkplatz handelt, der zu Spitzenzeiten geöffnet ist (und eventuell ist das auch der Stellplatz, von dem wir gelesen haben). Als wir jetzt dort waren, war die Zufahrt allerdings verboten und einen anderen Stellplatz haben wir nicht gefunden - daher sind wir später auch wieder runter gefahren. Aber dazu später mehr. Jetzt sind wir ja gerade erst oben angekommen.
Der Mont Venoux ist - Ihr könnt es sehen - 1.909 m hoch und von weit her mit seinem kahlen Gipfel deutlich erkennbar. Der Name leitet sich vermutlich von "windiger Berg" ab - Mons Ventosus - und windig ist es hier oben tatsächlich.
Der Ventoux zählt zu den "Drei heiligen Bergen der Provence" und wird auch "Géant de Provence" (Gigant der Provence) genannt. Das liegt daran, dass er tatsächlich ganz alleine in der Landschaft steht und mit seinem kahlen Gipfel so unfassbar imposant aussieht und wirklich aus allen Blickrichtungen aus weiter Ferne sichtbar ist.
Bei der Tour de France gehört er zusammen mit dem Col du Tourmalet, dem Col du Galibier und der Fahrt nach Alpe d'Huez ebenfalls zu den "heiligen Bergen" und wird dort in der Ehrenkategorie geführt.
Übrigens könnt Ihr - bei sehr sehr gutem Wetter - vom Gipfel des Ventoux sowohl das Mittelmeer als auch die höchsten Gipfel der Alpen und der Pyrenäen sehen.
Wenn Ihr hier oben seid, könnt Ihr wunderbar wandern gehen und den Ausblick genießen. Im Sommer sind sicher auch das Panoramarestaurant und der Souvenirshop geöffnet - wir waren allerdings ziemlich alleine hier oben.
Wenn Ihr Euch wieder von dem Ausblick in alle Richtungen trennen könnt, könnt Ihr auf der anderen Seite des Gipfels einfach den Berg wieder herunterfahren. Die Straße führt praktisch einmal um den Berg herum und Ihr könnt in Malaucene entweder auf die Hauptstraße Richtung Carpentras fahren oder Ihr fahrt einmal rum bis Ihr wieder in Bédoin ankommt. So haben wir es gemacht, weil wir dort über Nacht stehen bleiben wollten.
Übernachtung am Fuße des Mont Ventoux
Schon bei der Hinfahrt haben wir die Hinweisschilder für Wohnmobile in Bédoin gesehen und nachdem wir auf dem Gipfel keinen Stellplatz gefunden haben, haben wir uns für die Übernachtung in Bédoin entschlossen. Wir sind also den Parkplatzschildern Richtung P 4 gefolgt, mussten dann aber feststellen, dass es sich hier "nur" um einen Parkplatz für einen Tagesbesuch handelt - also ohne Übernachtungsmöglichkeit. Wenn Ihr Euch also Bédoin einfach mal anschauen und dann weiterfahren möchtet, könnt Ihr auf diesem Parkplatz stehen bleiben. Solltet Ihr jedoch hier übernachten wollen, dreht Ihr an dieser Stelle wieder um und fahrt Richtung "Aire des Camping Cars 24h/24h" - dann kommt Ihr zu einem großen Wohnmobilstellplatz am Ortsrand von Bédoin, der sich in direkter Nachbarschaft eines Campingplatzes befindet.
Der Stellplatz gehört zu den Plätzen von campingcarpark.com und Ihr müsst Euch gegen 4 Euro "Pfand" erst eine Einfahrkarte aus dem Automaten kaufen, die Ihr dann nach Belieben aufladen könnt. Wenn Ihr einen Stellplatz von campingcarpark.com anfahrt, habt Ihr mit der Karte an der Schranke ganz einfach die Zufahrtsmöglichkeit. Bei Ausfahrt wird der verbrauchte Betrag dann von der Karte abgebucht und wenn nicht genug auf der Karte ist, kommt Ihr nicht raus....
Wir hatten im letzten Jahr auf der Rückreise aus Spanien bereits auf solch einem Platz gestanden und Toni hatte die Karte jetzt wieder dabei, die wir nur aufladen mussten, dann konnten wir auf den Stellplatz fahren.
Wir haben für eine Übernachtung hier 10,15 Euro bezahlt. Hierin enthalten sind Ver- und Entsorgung, Strom und die "Kurtaxe" (taxe de sejour).
Der Stellplatz liegt in wunderbar ruhiger Lage am Ortsrand. Um in den Ortskern zu gelangen lauft Ihr keine 10 Minuten ganz gemütlich.
Für Hunde ist es auch prima, da gleich nebenan ein Weg ins Feld führt und Ihr hier perfekt mit Euren Hunden spazieren gehen könnt. Aber Vorsicht: hier fahren auch Autos (wenn auch sehr wenige) entlang, denn es handelt sich um eine normale Straße.
Bédoin
Das kleine Örtchen Bédoin befindet sich am Fuße des Mont Ventoux und steht ganz im Zeichen des Berges und des Radsports. Wenn Ihr vom Stellplatz in den Ortskern spaziert findet Ihr zahlreiche schöne Ecken, eine schöne Kirche und im Zentrum dann den großen Marktplatz sowie lauter kleine Geschäfte, Bistros und Restaurants, in denen Ihr das Treiben beobachten könnt.
Es wimmelt von Radfahrern (selbst jetzt im Oktober) und in den Geschäften könnt Ihr entweder alles für's Fahrrad kaufen oder Souvenirs, bei denen es sich wahlweise um Erinnerungen an den Berg oder alles rund um den Lavendel (Seife, Duftsäckchen, Cremes usw.) handelt.
Am Ortseingang befinden sich übrigens ziemlich viele Weingüter, auf denen Ihr Wein kaufen könnt. Es handelt sich hier nämlich um ein großes Weinanbaugebiet (Côtes du Ventoux) und vielleicht habt Ihr Lust, Euch eine Flasche zu kaufen, Euch in den Sonnenschein vor Euer Wohnmobil zu setzen und nochmal Eure Wanderung auf dem Gipfel des Ventoux und dieses zauberhafte kleine Örtchen Revue passieren zu lassen ♥
Liebe Freunde, das war unser Ausflug auf den Mont Ventoux und nach Bédoin.
Bédoin war der erste Ort unserer Tour in die Provence und es ist hier schon direkt so, wie man sich die Provence in seiner Phantasie vorstellt. Im Sommer wird es hier sicher sehr viel voller sein - aber jetzt im Oktober war es tatsächlich sehr gemütlich und entspannt.
Der Stellplatz in Bédoin hat uns so gut gefallen, dass wir ihn auf unserer Heimfahrt nochmal zum Abschied angefahren haben. Hier in Bédoin haben wir uns dann auch noch einen Aufkleber für Greta gekauft - als Erinnerung an die erste Etappe unserer ersten Tour nach Südfrankreich und einen unvergesslichen Tag auf dem Mont Ventoux.
Wir wünschen Euch ganz viel Spaß, wenn Ihr selber auch zu dieser Tour aufbrechen möchtet und danken Euch für Euer Interesse.
Alles Liebe von
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Sven und Stephanie (Samstag, 02 September 2023 12:37)
Wir sind auf dem Weg zum Mont Ventoux und danke für die Information und den toll geschriebenen Bericht!