Wir haben eine kleine Tour mit dem Wohnmobil am Main entlang gemacht und die ersten Frühlingsstrahlen zwischen mittelalterlichen Burgen und Fachwerkhäusern, kopfsteingepflasterten Altstädten und malerischen kleinen Gassen genossen. Hierbei haben wir immer einen Ausblick auf den Main gehabt, schöne Stellplätze kennengelernt und einige Geheimtipps entdeckt. Wenn Ihr diese Tour nachfahren möchtet, solltet Ihr Euch mindestens eine Woche Zeit dafür nehmen.
Unsere Erlebnisse aus Aschaffenburg und Miltenberg haben wir bereits im ersten Teil unseres Reiseberichts verfasst. Wenn Ihr ihn noch nicht gelesen habt, kommt Ihr HIER dorthin.
WERTHEIM

Als nächstes Etappenziel steht Wertheim auf unserer Liste, knapp 30 km von Miltenberg entfernt. Wertheim ist die nördlichste fränkische Stadt in Baden-Württemberg und vielen von Euch bestimmt durch das Wertheim-Village, eins der größten Outlet-Center in Deutschland, bekannt.
Wertheim befindet sich etwa 70 km südöstlich von Frankfurt am Main und 30 km westlich von Würzburg und liegt an der Mündung der Tauber in den Main, was der Stadt einen ganz besonderen Reiz verleiht.
Zunächst schauen wir nach einem passenden Wohnmobilstellplatz und entscheiden uns für den Platz in Kreuzwertheim. Kreuzwertheim liegt auf der gegenüberliegenden Mainseite und gehört zu Bayern. Laut Beschreibung hat man vom Stellplatz aus einen wunderschönen Blick auf Wertheim und die Burg und nachdem wir angekommen sind, können wir dem nur zustimmen.

Der Wohnmobilstellplatz bietet 20 Stellflächen direkt am Main für 10 Euro pro Übernachtung und es ist einer der seltenen Plätze auf denen auch Caravangespanne erlaubt sind. Eine V/E ist vorhanden, das Wasser wird im Winterhalbjahr abgestellt, Strom gibt es keinen. Am späten Nachmittag kommt ein sehr netter Platzwart vorbei um die Stellplatzgebühren einzusammeln. Wenn man dann gerade nicht vor Ort ist, kann man auch per Überweisung zahlen. Die maximale Übernachtungsdauer beträgt zwei Nächte.
Von hier aus machen wir uns auf den Weg auf die andere Mainseite nach Wertheim. Es ist ein schöner Spaziergang am Main entlang und über die Mainbrücke und nach einer guten Viertelstunde sind wir bereits angekommen.
Die historische Altstadt von Wertheim liegt auf der Mainspitze zwischen Main und Tauber und wird überragt von der Burg Wertheim. Wir beschließen, gleich hinauf zur Burg zu spazieren und es wird ein kurzer aber steiler Aufstieg bis wir oben angekommen sind.

Die Burg Wertheim war einst der Sitz der Grafen von Wertheim und ist zu einer der Wahrzeichen der Stadt geworden. Noch heute kann man sich das damalige Leben und die imposante Größe der Burg sehr gut vorstellen, die sie zu einer der größten Steinburgen Süddeutschlands machte.
Mit dem Bau der Burg wurde 1180 begonnen und bis ins 17. Jahrhundert wurde der Ausbau kontinuierlich fortgeführt. Im 30jährigen Krieg wurde die Burg zeitweise von den Schweden besetzt und durch ständige Beschüsse und Rückeroberungen hat sie derart gelitten, dass am Ende des Krieges nur noch eine Ruine übrig blieb, die sich selbst überlassen wurde, so weit, dass zwischen den 1950er und 80er Jahren sogar Mauern eingestürzt sind.
Ab 1982 wurde mit umfangreichen Sanierungsarbeiten der Ruine mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg begonnen und seit 1995 ist sie im Besitz der Stadt Wertheim.
Heute kann die Burg im Rahmen einer Burgführung zwischen April und Oktober besichtigt werden, es gibt eine Burggaststätte, Ihr könnt Vorträge besuchen oder an einem Live-Krimi-Dinner im Restaurant teilnehmen. Außerdem gibt es Konzerte, Mittelalterfeste und Familientage, so dass für jeden etwas Spannendes dabei ist. Insbesondere das Krimi-Dinner in dieser Kulisse stellen wir uns sehr aufregend vor.

Wir werden noch vor den Burgtoren von einem Falkner begrüßt, was uns direkt in mittelalterliche Stimmung versetzt und auf unseren weiteren Spaziergang durch die kleinen, verwinkelten Gassen von Wertheim vorbereitet.
Aber zunächst genießen wir den großartigen Ausblick von der Burg. Obwohl zum Zeitpunkt unseres Besuchs im März keine Führungen angeboten werden, ist das Burgtor geöffnet und wir können den Innenhof der Burg betreten und besichtigen.



Anschließend spazieren wir wieder bergab und fallen sozusagen direkt in die Altstadt. Die Altstadt befindet sich unterhalb der Burg zwischen dem Main und der Tauber und wir lassen uns einfach von einer Gasse in die nächste treiben und finden dabei zahlreiche idyllische Winkel, die der Stadt ihr ganz eigenes Flair verleihen.

Als erste Besonderheit in der Altstadt fällt uns das markante Blaue Haus von 1593 auf. Eine richtige Rarität in Europa, denn außer hier in Wertheim gibt es nur noch vier Häuser in St. Gallen, deren Balken blau gefärbt sind. Die Blaufärbung der Balken wird mit "Smalte" hergestellt - ein kobaltartiges Glas, das fein gerieben als Pigment genutzt wurde.
Smalte war sehr kostbar, denn die Herstellung war teuer. Das Blaue Haus zeugt daher vom Reichtum des damaligen Besitzers - aber besonders auch von seinem Selbstbewusstsein, um sich derart von seinen Nachbarn abzuheben und den Reichtum darzustellen. Die heutige Blaufärbung der Balken ist übrigens nicht mehr die originale Farbe von damals, sondern wurde 1999 wiederhergestellt.

An der Kreuzung der Rathausgasse, in der sich das Blaue Haus befindet, und der Mühlenstraße treffen wir auf den Engelsbrunnen. Der Engelsbrunnen stammt aus dem Jahr 1574 und er ist ebenfalls eins der Wahrzeichen der Stadt Wertheim. Die beiden auf der Brunnenspitze stehenden Engel halten das Wappen der Grafschaft Wertheim und haben dem Brunnen den Namen gegeben.
Auf dem Bild nicht zu erkennen ist die lange Warteschlange, die sich bis um den Brunnen herum gebildet hat, um ein Eis zu bekommen. Die Eisdiele, deren Markise ihr am unteren linken Bildrand erkennen könnt, scheint also ziemlich gut zu sein....
Wir sind weiter geschlendert und am historischen Marktplatz, dem Zentrum der Altstadt, rausgekommen. Der Platz ist umrahmt von denkmalgeschützten, reich verzierten Fachwerkhäusern und zahlreiche Cafés und Wirtschaften laden zum Verweilen ein. Hier befindet sich auch eins der ältesten und schmalsten Häuser Frankens, erbaut um 1520.



Wenn Ihr genau hinschaut, werdet Ihr in den Hausfassaden die für die Region typischen "Neidköpfe" oder auch Tiergestalten finden. Sie sollten Unheil vom Haus abhalten, damit deren Bewohner ruhig schlafen konnten.

Vom historischen Marktplatz aus ist es nicht weit bis zur Tauber und hier findet man wohl eine der bekanntesten Ansichten von Wertheim. Das Kittsteintor (ehemals Faultor) neben dem Roten Turm wurde zwischen 1500 und 1620 erbaut und bildet im Südwesten den Zugang zur Stadt durch die Stadtbefestigung, zu der auch der Rote Turm gehört.
Wie an vielen anderen Stellen der Altstadt, findet man auch an dem barocken Gartenhäuschen neben dem Tor sämtliche Hochwassermarken seit 1595 eingemeißelt. Durch die Lage "zwischen den Wassern" von Tauber und Main ist Wertheim bis heute ständig von Hochwassern betroffen. Der Name Wertheim stammt übrigens daher, weil man sein "Heim" an der "Werte", den flachen Ufersenken, baute. So ist das Tauberufer heute wunderschön anzuschauen, mit seinen kleinen Häuschen der Fischer, Schiffer und Sandschöpfer. Da die Bewohner um die Gefahren des Hochwassers wussten, waren die Untergeschosse der Häuser jedoch niemals bewohnt.

Hinter den Häusern am Tauberufer entlang führt uns ein schmaler Weg bis zu einem weiteren, schon von weitem sichtbaren Wahrzeichen Wertheims: der Spitze Turm an der Mündung der Tauber in den Main. Der Turm wurde um 1180 errichtet und diente als Wachturm, aber auch als Gefängnis für "Trunkenbolde" und "zänkische Weiber". Er ist eines der frühesten baulichen Zeugnisse der späteren Stadtanlage unterhalb der Burg und ist 36,5 m hoch. Damit ist er der höchste von ursprünglich 18 Befestigungstürmen und -toren der Stadt. Der ehemalige Zugang zum Turm ist nur über eine Leiter erreichbar, denn er befindet sich in 10 Metern Höhe. Heute führen 141 Stufen hinauf und von oben hat man einen grandiosen Ausblick über die Altstadt.

Und zum Schluss sind wir an der Taubermündung angekommen und beenden voll mittelalterlicher Eindrücke unseren Rundgang durch das wirklich sehr sehenswerte und einfach zauberhafte Wertheim.

KARLSTADT

Karlstadt war wohl die größte Überraschung unserer kleinen Tour am Main entlang. Tatsächlich sind wir hier nur gelandet, weil wir einen Stellplatz brauchten, dessen Frischwasserstation im Winter nicht abgestellt wird, denn zum letzten Mal haben wir vor unserem Aufenthalt in Miltenberg Wasser getankt.
Und so sind wir nach Karlstadt gekommen, knapp 40 km von Wertheim entfernt und - natürlich - direkt am Main.
Der Stellplatz für Wohnmobile ist schön angelegt, hat 17 Stellflächen, liegt am Main-Radweg mit Blick auf den Main und die Altstadt von Karlstadt befindet sich genau gegenüber auf der anderen Mainseite.
Strom und Ver- und Entsorgung (ganzjährig geöffnet) sind vorhanden und für einen 24stündigen Aufenthalt zahlt man 10 Euro in bar oder mit der Karte am Automaten.

Und auch hier ist es nur ein kurzer Spaziergang über die Mainbrücke und weiter die Brückenstraße entlang, ehe wir durch den oberen Torturm in die Altstadt gelangen.

Der Turm wird in Karlstadt auch Katzenturm genannt. Ursprünglich war der Turm nämlich Sitz des Stadttürmers und der letzte Türmer ist aus dem vorletzten Stock gefallen, hat den Sturz aber unbeschadet - wie eine Katze - überlebt, weil er auf einem Reisighaufen gelandet ist. So sagt es die Legende und daher stammt der Name Katzenturm im Volksmund.

Insgesamt ist die Altstadt von Karlstadt sehr besonders, denn sie wurde um 1200 rum von dem Fürstbischof Konrad von Querfurth auf dem Reißbrett entworfen, und die schachbrettartige Anordnung der Straßen und Gassen ist bis heute nahezu genau so erhalten geblieben.
Dabei entstand damals eine etwa 1.350 m lange und circa 8,50 m hohe Stadtmauer mit 24 Türmen und Mauerreitern. Die Stadtbefestigung wurde erst Mitte des 16. Jahrhunderts fertiggestellt und steht zum Teil noch heute. Dadurch entstand eine der schönsten Ortssilhouetten entlang des Mains, die man heute sehen kann.

Karlstadt lädt sehr zu einem Stadtrundgang ein und an vielen der historischen Gebäude und den liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern sind Infotafeln angebracht, auf denen wir nachlesen können, was sich dort zugetragen hat.
Wenn Ihr gerne an einer geführten Stadtführung teilnehmen möchtet, könnt Ihr jeden Samstag von April bis Oktober an der offenen Stadtführung "Fünf vor Zwölf!" teilnehmen. Die Führung dauert etwa 60 Minuten und kostet 4 Euro pro Person. Treffpunkt ist um 11.55 Uhr vor der Tourist-Information in der Hauptstraße. Die Führung beginnt um fünf vor zwölf, damit Ihr pünktlich um 12 Uhr beim Schwedenmännle seid - wer das ist, verraten wir Euch weiter unten...

Im Zentrum der Altstadt befindet sich der große Marktplatz und hier fällt einem besonders das historische Rathaus auf. Es wurde 1422 als Rat-, Kauf- und Tanzhaus errichtet. Im Erdgeschoss liegt eine dreischiffige Markthalle und im ersten Stock befindet sich der bis heute größte Bürgersaal Frankens.

Oben könnt Ihr die Rathausuhr und das Glockentürmchen erkennen. Dazwischen steht in einer Nische das 1718 geschaffene "Schwedenmännle", vom dem 5 Mal am Tag das Lied "Vom Barette schwankt die Feder" zu hören ist, nämlich immer um 12, 14, 16, 18 und 20 Uhr. Die Melodie tönt bis zum Stellplatz rüber und das hat uns sehr begeistert, zumal es ein Teil der Stadtgeschichte Karlstadts ist.

Die Stadtpfarrkirche St. Andreas befindet sich ebenfalls im Herzen der Altstadt und wird von den Bürgern Karlstadts auch Kleinstadtdom genannt. Ihre ältesten Bauteile stammen noch aus der Gründungszeit der Stadt und sie enthält viele bedeutende Kunstschätze aus allen Jahrhunderten der Stadtgeschichte.
Seitlich der Stadtpfarrkirche befindet sich die ehemalige "Deutsche Schule", die 1560 auf einem noch älteren Kellergewölbe erbaut wurde. Sie ist Bestandteil der mittelalterlichen Friedhofsummauerung gewesen und heute eine Pilgerherberge.
Da wir das gute Wetter noch ausnutzen möchten, verlassen wir die historische Altstadt durch einen Zugang in der Stadtmauer und machen uns zurück auf die andere Mainseite in den Ortsteil Mühlbach, um den Aufstieg auf die Burgruine der Karlsburg oberhalb des Stelllplatzes in Angriff zu nehmen und die Aussicht auf die Stadt und ihre Silhouette zu genießen.


Der Wanderweg K 2 führt vom Ortsteil Mühlbach (im Ort ausgeschildert) etwa 500 m durch den Wald hinauf zu den Ruinen der Karlsburg, die einen atemberaubenden Ausblick auf Karlstadt und auf die Naturlandschaft des fränkischen Weinlandes bietet.
Die Karlsburg wurde im 10. Jahrhundert errichtet und daraufhin mehrfach umgebaut. Während der Bauernkriege im Jahr 1525 wurde die Karlsburg von den Bürgern Karlstadts zerstört und seither nicht wieder aufgebaut.
Aktueller Hinweis: aus Sicherheitsgründen sind große Teile der Anlage im Moment gesperrt und nicht begehbar - für einen Ausblick nach unten und auf die andere Mainseite reicht es aber auf jeden Fall. Außerdem führen hier noch ein Panoramawanderweg und ein Weinlehrpfad vorbei.


Karlstadt feiert in diesem Jahr übrigens sein 825-jähriges Bestehen und begeht dies mit einer ganzen Reihe von Festen und Highlights, die einen Besuch hier nochmal interessanter machen. Hierzu zählen sicher das Stadtfest 2025, das zusammen mit der kulinarischen Meile im Juli stattfindet, oder der Karschter Mittsommer mit Live-Musik und Mittsommerbier. Außerdem gibt es Musikkonzerte, die den ganzen Sommer über in historischen Häusern und Höfen gegeben werden, Weinfeste und im Dezember die Nikolaustage, die für besinnliche Weihnachtsstimmung sorgen.

Wir beenden nach unserem Besuch in Karlstadt unsere Maintour, da das schöne Frühlingswetter eine Pause macht. Auf jeden Fall werden wir demnächst öfter an den Main kommen und sicher das eine oder andere schöne Fleckchen Erde nochmal besuchen.
Wir danken Euch, dass Ihr uns begleitet habt und hoffen, die eine oder andere Reiseinspiration an Euch weitergeben zu können. Wir wünschen Euch auf jeden Fall eine gute und entspannte Reise, wohin auch immer es Euch gerade führt.
Alles Liebe für Euch, Eure

Wenn Ihr möchtet, schaut Euch doch gerne noch unser Video aus Wertheim und Karlstadt an.
Wir freuen uns darauf, Euch auf unserem Kanal wiederzusehen.
Hier gibt es nochmal alle wichtigen Infos und weiterführende Links zu unserem Bericht im Überblick:
Wertheim
Wohnmobilstellplatz Kreuzwertheim
Wohnmobilstellplatz "An der Taubermündung" Wertheim
Burg Wertheim - Veranstaltungskalender
Karlstadt
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