
Dinkelsbühl wurde vom Nachrichtenmagazin Focus im Jahr 2014 zur schönsten Altstadt in Deutschland ernannt und 2021 zeichnete der CNN Dinkelsbühl sogar als "Most beautiful town in Europe" aus. Das hat uns natürlich neugierig gemacht und so haben wir auf unserem Weg nach Ulm einen Zwischenstop eingelegt und zwei Tage im wirklich sehr schönen Dinkelsbühl verbracht.

Wissenswertes über Dinkelsbühl
Dinkelsbühl gehört zu Mittelfranken und ist eine große Kreisstadt mit knapp 12.500 Einwohnern in Bayern, nahe der Grenze zu Baden-Württemberg. Die ehemalige
Reichsstadt liegt an der Romantischen Straße, die von Würzburg nach Füssen führt und insgesamt 413 km lang ist. Neben Dinkelsbühl liegen unter anderem auch Wertheim, Rothenburg ob der Tauber, Nördlingen und
Augsburg als sehenswerte Ziele an der Romantischen Straße.
Dinkelsbühl lag schon im frühen Mittelalter an den beiden bedeutenden Handelswegen Ostsee-Mitteldeutschland-Italien und Worms-Prag-Krakau sowie entlang der
Pilgerroute von Norddeutschland nach Rom. Zudem bot die Lage auf einer Anhöhe einen guten Rundumblick zur Verteidigung, so, dass die ersten Befestigungsanlagen hier um 1130 errichtet
wurden.
Heute ist Dinkelsbühl bekannt durch sein spätmittelalterlich erhaltenes Stadtbild mit einer rund um die Altstadt laufenden, bis heute erhaltenen
Stadtmauer, was Dinkelsbühl zu einem beliebten Tourismusort macht.
Wohnmobilstellplätze in Dinkelsbühl
Zu unserer großen Freude gibt es in Dinkelsbühl direkt zwei Wohnmobilstellplätze, die beide ruhig und in fußläufiger Entfernung zur historischen
Altstadt liegen.
Wir haben uns auf den "neuen" Stellplatz gestellt. Er befindet sich auf dem städtischen Parkplatz 2a, hat insgesamt 40 Stellflächen, von denen einige schräg angeordnet und für größere Mobile geeignet sind. Die anderen Stellflächen sind eher kurz, so dass man etwas übersteht, und auch recht eng, da sie wohl ursprünglich ausschließlich für Pkw gedacht waren.
Auf dem Platz kann man auch stundenweise parken, so dass man auch nur für eine kurze Stadtbesichtigung hier parken und gemütlich in die Stadt spazieren kann. Eine Stunde parken kostet 1,-- Euro, für 24 Stunden haben wir 8,-- Euro gezahlt. Zahlen ist am Parkscheinautomaten mit Karte und in bar möglich.
Stromsäulen sind vorhanden, eine Ver- und Entsorgungsstation ebenfalls.
Wir haben hier zwei sehr ruhige Nächte verbracht und auf der großen Wiese auf der anderen Seite der Wörnitz kann man hervorragend mit den Hunden spazieren gehen.
Der zweite Wohnmobilstellplatz befindet sich auf der anderen Seite der Altstadt, auf dem städtischen Parkplatz 5. Hier gibt es 35 Standflächen, die aber großflächiger angelegt und mit einer kleinen Rasenfläche vom Nachbarplatz abgetrennt sind. Auch hier kann man stundenweise parken, die Gebühren liegen ebenfalls bei 1,-- Euro pro Stunde und 8,-- Euro für 24 Stunden. Stromsäulen sowie eine Ver- und Entsorgung sind auch vorhanden. Zusätzlich gibt es hier noch einen Automaten, um Gasflaschen zu tauschen.
Auch hier kann man wunderbar spazieren gehen und ist innerhalb weniger Minuten zu Fuß in der Altstadt.
Ein Spaziergang durch die schönste Altstadt in Deutschland
Wir sind von der Seite des neuen Wohnmobilstellplatzes in die Dinkelsbühler Altstadt spaziert und haben die Stadtmauer am Nördlinger Tor durchquert. Anschließend
haben wir uns einfach durch die vielen Gassen mit den bunten Häusern und an der Stadtmauer entlang treiben lassen. Dabei haben wir uns gefühlt, als wären wir in eine andere Zeit
versetzt oder als würden wir durch eine Filmkulisse spazieren.
Das Nördlinger Tor mit Stadtmühle

1378 hat Kaiser Karl IV. der Stadt Dinkelsbühl das Privileg erteilt, zwei Mühlen zu "bauen und setzen" und seit etwa 1400 verbindet die Stadtmauer mit Wehrgang das Nördlinger Tor mit dem festungsartigen Bau der Mühle, um die Stadt im Südosten gegen Angriffe zu schützen. Die Mühle wurde als Getreidemühle und Sägewerk betrieben und war Teil der Wehranlagen der Stadt, was nahezu einzigartig ist. Das Mühlengebäude besitzt zwei Ecktürme und hat drei Speichergeschosse. Damit kommt der Dachstuhl auf eine Höhe von 12 m.
Heute ist in der Mühle das Museum 3. Dimension untergebracht und auf der rückwärtigen Seite befindet sich das Domizil der Dinkelsbühler Knabenkapelle.
Die Stadtmauer
Die Dinkelsbühler Stadtmauer ist bis heute vollständig erhalten geblieben und sie führt mit einer Länge von 2.500 m einmal komplett um die historische Altstadt herum. Außerdem sind nach wie vor immer noch 20 Stadttürme und 4 Tore aus dem Mittelalter nahezu unverändert vorhanden.
Wir können nicht komplett an der Stadtmauer entlang spazieren, da viele der damals gebauten Häuser direkt in die Stadtmauer gebaut wurden oder zauberhaft angelegte Gärten an die Mauer grenzen. Und so spazieren wir immer mal innerhalb, mal außerhalb der Mauer entlang und staunen darüber, dass alles so gut erhalten werden konnte.


Dass die Stadtmauer heute überhaupt noch vorhanden ist, haben wir König Ludwig I. von Bayern zu verdanken.
Erste, noch heute vorhandene, große Quader innerhalb der Stadtmauer stammen aus der Zeit von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der Dinkelsbühl seinem Sohn anlässlich dessen Hochzeit überschrieb. Das war im Jahr 1188 und es handelt sich hierbei um die erste urkundliche Erwähnung von Dinkelsbühl.
Im Jahr 1274 war Dinkelsbühl bereits Reichsstadt geworden, also eine Stadt die ausschließlich dem König gegenüber verpflichtet ist. Mit der Errichtung der Stadtbefestigung wurde 1372 begonnen, die im Laufe der darauffolgenden Jahre noch deutlich mehr Türme und Verteidigungselemente besaß. Im Jahr 1802 endete dann die Zeit der freien Reichsstadt und Dinkelsbühl kam zu Bayern. Daraufhin wurden Teile der Wehranlagen zurückgebaut und abgebrochen, bis König Ludwig I. von Bayern im Jahr 1826 persönlich den weiteren Rückbau der Mauer verbot. Die Mauerkrone wurde damals mit einer Abdeckung abgesichert, so dass sie heute noch vorhanden ist und wir sie bestaunen können.
Das Wörnitztor und der Altrathausplatz

Das Wörnitztor ist das älteste der vier Stadttore und hier sind noch große Quader aus der Zeit Kaiser Friedrich I. Barbarossa zu finden. Der Turm wurde Ende des 14. Jahrhunderts erhöht und im 16. Jahrhundert erneut um den Renaissancegiebel erweitert.
An der Außenseite des Wörnitztors - und an allen anderen Stadttoren ebenfalls - befinden sich zwei Wappen. Links das Wappen der Reichsstadt Dinkelsbühl mit drei goldenen Dinkelähren auf drei Hügeln und rechts der Reichsadler als Zeichen der Reichsunmittelbarkeit.
Wir spazieren durch das Wörnitztor und kommen auf den Altrathausplatz, auf dem früher der Viehmarkt stattgefunden hat. Durch die gewachsene Stadtentwicklung Dinkelsbühls gibt es hier keinen großen, zentral gelegenen, rechteckigen Marktplatz. Damals gab es Marktstraßen, in denen in einzelnen Abschnitten der Handel mit verschiedenen Produkten stattgefunden hat. Die Straßen wurden zum Teil am Ende breiter, so dass es einzelne Plätze gab, auf denen unterschiedliche Märkte zu finden waren, hier, auf dem Altrathausplatz war der Viehmarkt angesiedelt, hinter dem neuen Rathaus befand sich der Schweinemarkt. Die heutige Segringer Straße war wiederum unterteilt in Bretter-, Hafer-, Brot- und Schmalzmarkt.

Auf dem Altrathausplatz befindet sich außerdem natürlich auch das alte Rathaus, das bereits 1361 als "Stainhaus" erwähnt wurde und das bis 1855 als Rathaus diente. Heute befindet sich hier die Tourist-Information (Treffpunkt für Stadtführungen!) und das Haus der Geschichte, mit einem Blick auf 800 Jahre Stadtgeschichte sowie einer Ausstellung im Kellergewölbe zur Hexenverfolgung in Dinkelsbühl.

Das Münster St. Georg

Bei der Stadtpfarrkirche St. Georg handelt es sich um eine der schönsten und bedeutendsten spätgotischen Hallenkirchen in Süddeutschland und sie wurde 2018 sogar als Denkmal nationaler Bedeutung anerkannt.
Sie wurde zwischen 1448 und 1499 erbaut und befindet sich im Zentrum der historischen Altstadt.
Der untere Teil des Turms stammt aus dem Jahr 1227, der Turmaufsatz mit Haube aus dem 16. Jahrhundert.

Im Inneren des Münsters tragen 11 Pfeilerpaare ein abwechslungsreiches Kreuzrippengewölbe.
Unter der Orgelempore befindet sich ein Vesperbild aus dem 14. Jahrhundert.

Taufstein, Kanzel und Sakramentshaus stammen aus der Erbauungszeit.

Neues Rathaus

Das neue Rathaus wurde ursprünglich als Privathaus im Jahr 1733 für den Senator und späteren Bürgermeister Bauer errichtet. Seit 1855 dient es als Rathaus. Über dem Haupteingang wird ein Zitat aus dem Richtungsbrief von 1387 dargestellt, der die Zünfte am Stadtregiment beteiligte.
Das Kinderzech-Zeughaus
Das Gebäude wurde ursprünglich um 1500 als städtischer Kornspeicher erbaut und wurde nach 1838 als Scheune des nebenan liegenden Bauhofs genutzt. 2007 erfolgte eine grundlegende Sanierung und seither wird das Gebäude als Zeughaus der Dinkelsbühler Kinderzeche genutzt.
Bei der "Kinderzeche" handelt es sich um ein Volksfest mit Historienspiel, bei dem die Rettung der Stadt vor den Schweden gefeiert wird, die sich 1632 am Wörnitztor zugetragen haben soll. Denn während des 30-jährigen Krieges hat sich ein 15-jähriges Kindermädchen zusammen mit Dinkelsbühler Kindern vor den Heerführer der Schweden gestellt und der schwedische General wurde hierbei durch einen Dinkelsbühler Jungen dermaßen an seinen verstorbenen Sohn erinnert, dass er letztlich so gerührt war, dass er Dinkelsbühl verschonte.
Die Kinderzeche findet jedes Jahr an den Wochenenden rund um den dritten Montag im Juli statt. An dem historischen Festspiel nehmen alle Kinder der Klassen 1 bis 8 von allen Dinkelsbühler Schulen sowie weitere 1.100 Aktive teil. Das Festspiel selber wird 7 Mal aufgeführt, zusätzlich gibt es an beiden Sonntagen und am Montag anschließend einen Festzug, an dem historische Gruppen und wiederum alle Schulklassen der Jahrgangsstufen 1 bis 8 teilnehmen. Da es sich ursprünglich ja um ein Kinderfest handelte, bekommen alle teilnehmenden Kinder am Dienstag die Kinderzech-Gucke, eine Tüte, die mit Süßigkeiten gefüllt ist. Im Jahr 2016 wurde die "Kinderzeche" von der UNESCO in die immaterielle Weltkulturerbeliste aufgenommen.

Insgesamt haben wir uns bei unserem Spaziergang immer wieder gewundert, weil hier irgendetwas anders war als in anderen Städten und wir uns immer wieder wie in einer Filmkulisse vorgekommen sind. Wir haben einige Hausansichten gebraucht, ehe wir drauf gekommen sind, was uns so irritiert hat - es waren die fehlenden Reklameschilder und Werbetafeln über den Geschäften und an den Häuserfronten. Selbst die Straßennamen und Hausnummern sind kunstvoll aufgezeichnet.
Das liegt im Ursprung tatsächlich auch an dem Denkmalerlass von 1826, mit dem König Ludwig I. von Bayern schon dafür gesorgt hat, dass die Stadtbefestigung erhalten bleiben soll. So sieht der Denkmalerlass außerdem vor, dass "öffentliche Denkmale alter Kunst" und "schätzbare Bauwerke" nicht mehr "durch Anstreichen verunstaltet" werden dürfen und die "Originalität solcher Gegenstände" bewahrt werden muss.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beschreibt Dinkelsbühl wie folgt:
„Der Erhalt der alten Bausubstanz im mittelfränkischen Dinkelsbühl ist Verdienst König Ludwigs I. von Bayern. Auf diese Weise wurde das Erscheinungsbild einer Altstadt bewahrt, die im Großen und Ganzen so aussieht wie vor 500 Jahren. Strikte Bauvorschriften, etwa das Verbot von Leuchtreklame oder eine vorgegebene Fenstergestaltung, dazu die zwingende Verwendung von Dacheindeckungen in roter Farbe, das sind Gedanken, die auf den Ideen eines vorausdenkenden Königs und seiner denkmalpflegerischen Gesetzgebung von 1826 gewachsen sind.“

Stadtführungen
Wenn Ihr nicht alleine auf Euren Stadtspaziergang gehen möchtet, habt Ihr die Möglichkeit, an einer Stadtführung teilzunehmen. Sie werden täglich, jeweils um 11 Uhr und um 14.30 Uhr, angeboten. Treffpunkt ist an der Tourist-Info am Altrathausplatz. Die Kosten betragen 7 Euro pro Person. Karten gibt es online oder in der Tourist-Info.
Außerdem gibt es Themenführungen, die jeden Samstag um 15 Uhr stattfinden. Die Kosten hierfür betragen 9 Euro pro Person.
Besonders reizvoll sind auch die Nachtwächterführungen, die jeden Abend um 21 Uhr ab dem Münster St. Georg starten. Die Nachtwächterführungen sind
kostenfrei und ohne Anmeldung möglich.
Den Link zur Tourist-Info findet Ihr weiter unten auf dieser Seite.

Insgesamt haben wir unseren Aufenthalt in Dinkelsbühl sehr genossen. Die Stellplatzsituation hier ist sehr komfortabel und wir haben uns als Urlauber und Wohnmobilfahrer sehr willkommen gefühlt. Ob Dinkelsbühl jetzt die schönste Altstadt in Deutschland ist, muss jeder für sich selber entscheiden - wir fanden es auf jeden Fall wunderschön und ganz sicher ist Dinkelsbühl eine der schönsten Städte, die wir hier haben.
Zum Abschluss unseres Spaziergangs haben wir neben dem Münster St. Georg noch ein Eis gegessen und währenddessen ging eine Gruppe älterer Damen und Herren an uns vorbei und mit Blick auf den Weinmarkt sagte eine der Damen:
"Es isch oifach schee!".


Wenn Ihr noch mehr aus Dinkelsbühl sehen möchtet, schaut Euch gerne unser Video zu unserem Besuch an:
Weiterführende Links:
Ticketkauf für die Stadtführung durch die historische Altstadt


Wir danken Euch fürs Lesen und Euer Interesse und wünschen Euch eine schöne Zeit im wunderschönen Dinkelsbühl.
Alles Liebe von

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